Ortsverein will Bürgermeisterposten erobern und Fraktion stärken – Aus der Jahreshauptversammlung
Töging. 32 Besucher, darunter 22 wahlberechtigte Mitglieder, haben sich am Donnerstagabend zur Jahreshauptversammlung des SPD-Ortsvereins in Selle’s Einkehr zum Müllerbräu eingefunden. Sie erlebten u.a. die Übergabe eines Parteibuches an ein Neumitglied, den Jahresrückblick und eine Vorschau sowie deutliche Kritik an CSU-Bürgermeister Dr. Tobias Windhorst.
Es war SPD-Unterbezirksvorsitzender Jürgen Gastel aus Neuötting, der den Rathauschef für dessen „Innenansichten aus dem Rathaus“, der Kolumne im Töginger „Stadtblattl“ aufs Korn nahm: „Ich weiß nicht, auf welcher Wolke er schwebt“, so Gastel über Windhorsts Betrachtungen in der April-Ausgabe zur Aufhebung der Schuldenbremse im Bund: Die Forderung, wie in der Stadt Töging nur Geld auszugeben, das auch durch Einnahmen gedeckt sei, sei nicht stichhaltig – die aktuellen Probleme Deutschlands seien ohne zusätzliche Schulden nicht zu lösen. Auch kritisiere Windhorst die Stadt Burghausen für deren Finanzpolitik. Sich anderswo einzumischen, übersteige aber die Kompetenzen eines fremden Bürgermeisters. „Er treibt einen Keil rein“, so Gastel über Windhorst. Und weiter: „Wir brauchen keinen Keil, wir brauchen Zusammenhalt!“
Eingangs hatte Marco Harrer, der den Ortsverein mit Birgit Noske leitet, 2025 als besonderes Jahr für die Töginger SPD bezeichnet: Feiere sie doch heuer ihr 100-jähriges Bestehen mit einer Reihe von Veranstaltungen. Dabei wolle man anders auftreten als die Stadt Töging bei ihrer 50-Jahr-Feier vor drei Jahren. Harrer: „Das war nichts!“ Er erinnerte an die 1. Stadtmeisterschaft im Dart im Januar mit 57 Teilnehmern, „die wirklich alle restlos begeistert waren“. Auch die Ausstellung mit „Rot“-Bildern der Künstlerin Gisela Schmitz-Dötzkirchner komme gut an. Der große Festabend im Saal der Kantine werde am Samstag, 20. September, stattfinden. Festredner werde Markus Rinderspacher sein, der Vizepräsident des Bayerischen Landtags.
Parallel dazu liefen die Vorbereitungen zur Kommunalwahl am 8. März 2026. „Wir haben uns hohe Ziele gesetzt, die wir auch erreichen können“, machte Harrer klar. So wolle man, dass im Töginger Rathaus wieder ein sozialdemokratischer Bürgermeister einzieht. Auch solle die rote Fraktion im Stadtrat gestärkt werden. Dazu sei es nötig, nach außen Zusammenhalt zu demonstrieren. Harrer versprach „einen höchst engagierten Wahlkampf“ und forderte die Mitglieder auf, sich einzubringen.
Als später bei der Aussprache Markus Janu fragte, ob schon feststehe, wer für die SPD Töging Bürgermeisterkandidat sei, antwortete Marco Harrer, man habe sich schon Gedanken darüber gemacht, wer die beste Wahl für Töging und die SPD sei. Wenn die Entscheidung gefallen ist, werde man als erstes die Vorstandschaft und die Fraktion informieren und dann mit der Personalie an die Öffentlichkeit gehen.
Zuvor hatte Co-Vorsitzende Birgit Noske den Blick auf das vergangene Vereinsjahr mit sechs Vorstandssitzungen gerichtet. Man besuchte eine Gedenkveranstaltung für den verstorbenen Altlandrat Seban Dönhuber in Neuötting, war beim Politischen Aschermittwoch in Vilshofen vertreten, beteiligte sich am Ferienprogramm der Stadt und bot zur Europawahl einen Infostand an. Als „erschreckend“ bezeichnete Birgit Noske die systematischen Zerstörungen an Wahlplakaten, die man bei der Polizei zur Anzeige brachte. Schmunzelnd erwähnte sie die Tatsache, dass sowohl sie als auch ihr Co-Vorsitzender Marco Harrer ohne allzu große sportliche An strengungen Stadtmeister im Tischtennis wurden. Ein Höhepunkt im Jahresverlauf war die Volksfestkundgebung mit Kabarettist Christian Springer. Mit Blick auf das Dart-Turnier im Rahmen der 100-Jahr-Feier meinte sie, dieses solle auf alle Fälle wiederholt werden. Weitere Aktivitäten waren u.a. ein Spielenachmittag und die Beteiligung am Weihnachtsmarkt am Wasserschloss.
Erwin Schmitzberger sagte für die Arbeitsgemeinschaft „60plus“, jeder 4. Bürger in der Bundesrepublik sei über 65. Deren Anliegen müssten ins Bewusstsein gebracht werden. Er berichtete von seinen Erfahrungen mit dem Haustürwahlkampf, einem Mittel, das man zur Bundestagswahl erstmals forcierte. Man sei meist „sehr höflich und angenehm“ empfangen worden.
Für die erkrankte Kassierin Gaby Ortinger trug Marco Harrer den Kassenbericht vor, aus dem hervorging, dass man das Jahr mit einem Plus von über 3000 Euro abgeschlossen hat. „Wir haben gut gewirtschaftet“, so sein Fazit. Bastian Höcketstaller, der die Bücher mit André Palm geprüft hatte, bescheinigte einwandfreie Arbeit und empfahl die Entlastung, die dann auch einstimmig erfolgte.