PNP 18.09.25: 100 Jahre SPD Töging: Festakt am Samstag

20. September 2025

Töging.100 Jahre ist es heuer her, dass in Töging ein Ortsverband der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) gegründet worden ist. Das Jubiläum wird mit einem öffentlichen Festabend am Samstag, 20. September, ab 19.30 Uhr in der „Kantine“ (Werkstraße 11) gefeiert.

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Wie der SPD-Ortsverein mitteilt, hat man als Festredner Markus Rinderspacher gewonnen, den Vizepräsidenten des Bayerischen Landtags. Für die musikalische Begleitung des Abends wird das Duo „Lizzy Monroe und der Musiker ihres Vertrauens“ sorgen. Die beiden Vorsitzenden der SPD Töging, Birgit Noske und Marco Harrer, freuen sich „auf einen kurzweiligen und geselligen Abend mit interessanten Gesprächen, guter Gesellschaft und einem besonderen Programm“. Sie haben sich mit ihrer Einladung zur Teilnahme an die gesamte Töginger Öffentlichkeit gewandt.

1925 – wichtiges Jahr für Töging und Deutschland

Markus Rinderspacher war übrigens schon zweimal in Töging zu Gast – im Juli 2016 als Fraktionschef der SPD im Bayerischen Landtag auf der Freilichtbühne hinter der Kantine, und im Mai 2022, schon in seiner heutigen Funktion als Vizepräsident des Bayerischen Landtags, im Kaminzimmer des Gasthofes Springer. Beim Festabend wird sich der Blick auch in die Vergangenheit richten. 1925 war ein Jahr wichtiger Entscheidungen nicht nur für das gesamte damalige Deutsche Reich: Wurde doch damals als Nachfolger des verstorbenen Friedrich Ebert jener Mann zum Reichspräsidenten gewählt, der acht Jahre später Hitler zum Reichskanzler ernennen sollte: Paul v. Hindenburg. Auch für Töging war es ein bedeutsames Jahr: Hier hatte kurz davor die frisch angesiedelte Aluminiumproduktion ihren Betrieb im vollen Umfang aufgenommen, das einst unbedeutende bäuerlich geprägte Straßendorf durchlebte durch den Zustrom Tausender Arbeiter seit 1919 gewaltige soziale Umbrüche. Der Freistaat Bayern hatte eine Gendarmeriestation angesiedelt – als erste staatliche Behörde, die es je in Töging gab. Und: Im Oktober 1925 kam es zu einem Streik von Hunderten Industriearbeitern, der mit scharfen Worten und teils auch handgreiflich ausgetragen wurde.
In dieser aufgewühlten Zeit wurden nicht nur Gewerkschaften als Vertretung der Arbeitnehmerschaft gegründet, sondern auch der SPD-Ortsverein. Als erste Zeugnisse liegen Nachrichten aus Lokalzeitungen jener Zeit vor, die über eine SPD-Verfassungsfeier bzw. ein „Sommerfest mit Bannerweihe“ berichten. Im Neumarkter Anzeiger vom 27. Juli 1927 wird im Zusammenhang mit den ersten Aktivitäten der SPD Töging kritisiert, dass „die Musik ausgerechnet vor der Kirche während der Nachmittagsandacht recht starke, falsche Töne los ließ“. Originale Materialien aus der Gründungszeit sind freilich rar, wurde doch viel im Verlauf der NS-Jahre von 1933 bis ’45 vernichtet. Dennoch gelang es, die Gründungsmitglieder der SPD Töging zu recherchieren. An vorderster Stelle ist hier Franz Förg, geboren 1886, zu nennen. Er war der Streikführer beim Arbeiteraufstand im gleichen Jahr und wurde später von den Nationalsozialisten drangsaliert. 1946 wählte man ihn zum Bürgermeister von Töging, ein Amt, das er bis zu seinem Tod im Februar 1953 innehatte. Weitere Gründungsmitglieder waren Förgs Ehefrau Johanna Förg (geboren 1895), Franz Hofer (1900), Johann Prediger (1897), Georg Klaus (1910), Anton Feldner (1890), Lorenz Gassner (1899), Johann Wirtl (1882), Matthias Wilhelm (1893), Georg Schwarzmeier (1897) und Max Weidler (1896).
Stolz ist man bei der Töginger Sozialdemokratie bis heute darauf, dass der „Vater der bayerischen Verfassung“ und spätere erste bayerische Nachkriegs-Ministerpräsident, Wilhelm Hoegner, in seiner Kindheit zeitweise in Töging gelebt hatte. Zeitlebens verband er angenehme Erinnerungen mit dem Ort und kam auch später noch gerne hierher zurück. Ein historisches Foto, in diesem Artikel abgedruckt, zeigt ihn bei einer Podiumsdiskussion in Töging in den 60er Jahren.

Ab 1929: Töginger im Töginger Gemeinderat

Im Jahr 1929 waren erstmals Sozialdemokraten in einer demokratischen, freien und geheimen Wahl in den Gemeinderat von Töging gewählt worden: Neben Franz Förg waren dies Georg Klaus, Max Weidler und Georg Käser. „Diese ehrenwerten Männer waren bestrebt, nach der Inbetriebnahme der Töginger Werke und dem damit verbundenen starken Bevölkerungszuwachs, die Aufgaben, die sehr vielfältig waren, für ihre Mitbürger nach bestem Wissen und Gewissen zu erledigen. Sie haben enorme Aufbauleistungen vollbracht“, heißt es in der Broschüre, die der SPD-Ortsverein im Jahr 2000 aus Anlass seines 75-jährigen Bestehens herausgab. Hier ist auch festgehalten, dass die SPD-Männer nach der Machtergreifung Hitlers 1933 „aus Gewissensgründen ihren Rücktritt“ aus dem Gemeinderat erklärten – außer Georg Käser. Wenig später wurde die SPD deutschlandweit ohnehin verboten. Die Vorsitzenden der Töginger SPD im Verlauf der vergangenen 100 Jahre waren: Franz Förg (ab 1925 bis 1933, 1945-’49 und noch einmal von 1950 bis ’52, Franz Roßmadl (1949/50), Karl Mlnarik (1953/54), Josef Stempfl (1945-56), Max Sigrüner (1956-’66), Gottfried Schmitz (1966-70), Josef Hertle (1970-’76), Erwin Schmitzberger (1976-’88), Horst Krebes (1988-1996), Albert Patzinger (1996-’98), Werner Lehner (1998-2001), Günter Zellner (2001-’06), Bastian Höcketstaller (2006-’14), Marco Harrer (2014-’17). Seit 2017 wird der SPD-Ortsverein Töging als einer der ersten in ganz Deutschland durch eine Doppelspitze geführt, bestehend aus den Stadträten Birgit Noske und Marco Harrer.
Nach dem Zusammenbruch Deutschlands am Ende des Zweiten Weltkriegs hatten 1946 wieder demokratische, geheime und freie Wahlen stattgefunden. Als deren Ergebnis wurden folgende Männer in den Töginger Gemeinderat entsandt: Franz Förg, Georg Klaus, Karl Fischer, Franz Roßmadl, Matthias Wimmer, Gottfried Schmitz, Otto Hochhäusler und Josef Schupfner. Förg wurde zunächst zum Zweiten und später, nach dem Rücktritt von Sebastian Goßner, zum Ersten Bürgermeister gewählt. Sebastian Schupfner war als 2. Bürgermeister sein Stellvertreter. Ab 1948 stellte die SPD mit Philomena Leyerer und Anna Pohl auch die beiden ersten Frauen im Gemeindegremium. Die große Zeit der SPD in der Töginger Gemeindepolitik begann 1965 mit der Wahl von Max Saalfrank zum Ersten Bürgermeister. Der bis heute von allen Seiten hoch geachtete Rathauschef, oft als „Königlich Bayerischer Sozialdemokrat“ bezeichnet, hat wesentliche Grundsteine für die moderne Entwicklung Tögings gelegt. Der entscheidende Moment seiner Amtszeit war es, als Töging am 23. September 1972 von der Gemeinde zur Stadt erhoben wurde. Freilich deutete sich gegen Ende von Saalfranks Amtszeit auch schon der Niedergang der Primäraluminiumherstellung an, die jahrzehntelang die Lebensader der Stadt war. Ende Februar 1996 wurde das Ofenhaus I abgeschaltet, ein tiefer Einschnitt.

Den Wandel Tögings ab 1996 gestalten – wichtige Aufgabe Wenig später wurde als Nachfolger von Max Saalfrank der SPD-Bewerber Horst Krebes zum Ersten Bürgermeister von Töging gewählt. Ihm oblag es nun, den Wandel von Töging nach dem Aus der Primäraluminiumindustrie zu gestalten – eine Aufgabe, die ihm nach allgemeinen Bekunden insgesamt gut gelang. Nachdem die SPD ab 2002 nicht nur den Ersten Bürgermeister stellte, sondern auch über eine Mehrheit im Stadtrat verfügte, gelang es noch besser, sozialdemokratische Vorstellungen in Töging umzusetzen. Horst Krebes’ Amtszeit endete mit dem 30. April 2014. Er wurde durch den CSU-Bewerber Dr. Tobias Windhorst abgelöst, die Christdemokraten haben seither auch eine Mehrheit im Stadtrat. Das soll sich bei der Kommunalwahl 2026 wieder ändern, so der feste Wille des SPD-Ortsvereins Töging, der als Bürgermeisterkandidaten bereits seinen Co-Ortsvorsitzenden und Stadtrat Marco Harrer nominiert hat. Auch darauf wird sich die SPD Töging bei ihrem Festabend am Samstag, 20. September, ab 19.30 Uhr in der Kantine einschwören.
−afb

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